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Freitag, 21. Januar 2011

Bibliotheksbuch in der Mikrowelle



Der 17jährige Marcus alias "w1nSt0n" ist die Hauptfigur in Cory Doctorows empfehlenswertem Science-fiction-Jugendroman "Little Brother" (der Titel ist eine Anspielung auf Orwells "1984"). Als gewandter Computer-Nutzer wehrt er sich gegen die rigide Überwachung in seiner Schule in San Francisco. Im folgenden Abschnitt deaktiviert Marcus die Lokalisierungs-Funktion eines Bibliotheks-RFID-Labels:

"Schule schwänzen ist kein Verbrechen, sondern höchstens ein Vergehen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe." "Was machen wir jetzt, Marcus?"
Tja, verstecken geht nicht, also werd ich's erhitzen."

RFIDs killen ist echt keine grosse Kunst. (...)

Was wir brauchten, war eine Mikrowelle. "Warte noch zwei Minuten, dann ist das Lehrerzimmer frei", sagte ich. Darryl schnappte sich das Buch und ging auf die Tür zu. "Vergiss es. Niemals. Ich geh wieder in den Unterricht." Ich packte ihn am Ellenbogen und riss ihn zurück. "Komm schon, D. ist doch nichts dabei. Kein Problem." "Lehrerzimmer? Ich glaub, du hast mir nicht richtig zugehört, Marcus, wenn ich noch ein Mal erwischt werde, flieg ich. Hast du kapiert? Ich fliege." "Dich schnappt niemand", hielt ich dagegen. Der einzige Ort, wo nach der Pause kein Lehrer sein würde, war das Lehrerzimmer. (...)

Das Buch passte ganz knapp in die Mikrowelle rein, die noch versiffter aussah als bei meinem letzten Abstecher, um das Teil zu benutzen. Ich packte das Buch sorgsam in Papiertücher, bevor ich es reinlegte. "Mannomann, Lehrer sind doch echt Schweine", zischelte ich. Darryl stand angespannt und mit bleichem Gesicht da und sagte nichts.
Der RFID-Chip starb in einem Funkenregen, was echt nett aussah (wenn auch nicht annähernd vergleichbar mit dem Effekt, den du beim Erhitzen einer gefrorenen Weintraube hast, was man wirklich gesehen haben muss, sonst glaubt man es einfach nicht).
Und nun in vollkommener Anonymität aus dem Schulgelände raus, und ab ging die Post."
"Little Brother" auf Englisch zum freien Download

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